Antwort von Christian Mehnert

Wir haben allen acht Kandidaten zur Bürgermeisterwahl eine Frage gestellt, die ihr hier findet. Kurz gefasst: Was haben Sie, wenn Sie aus dem Jahr 2050 zurückblicken, in Ihrer Amtszeit getan, um unsere Stadt auch unter den Bedingungen des Klima- und Umweltwandels lebenswert zu erhalten?

Wir veröffentlichen die Antworten in der Reihenfolge und Form, in der sie bei uns eingegangen sind.

Antwort von Christian Mehnert

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Vertreter*innen des Alnus e.V.,

vor gut einem Monat, am 2. Februar 2022, haben Sie mich als Bürgermeister um eine Einschätzung eines von Ihnen beschriebenen Szenarios gebeten.

Ich hatte bereits unmittelbar und zwar am 5. Februar 2022 damit begonnen, umfangreiche Antworten zu formulieren.

Niemand hat zum Zeitpunkt Ihrer Fragestellung daran geglaubt, dass sich die Welt innerhalb eines Monats so sehr verändern würde. Heute haben wir einen schrecklichen Krieg mitten in Europa und wir werden aller Voraussicht nach eine hohe Anzahl von Flüchtlingen zu verzeichnen haben.

Für einen Moment treten der auf uns zu rollende Klimawandel und der stetige Zuzug aus Berlin in den Hintergrund – das Schreckensszenario, was mit dem Klimawandel verbunden sein könnte, tritt aktuell hinter die Sorge um die weitere Entwicklung Europas in der Zukunft.

Gleichwohl führt es uns vor Augen, wie vielschichtig, wie wenig oder nicht vorhersehbar zukünftige Entwicklung ist. Mit all den bekannten, wie sehr wahrscheinlich auch mit vielen unbekannten Problemen, wird der neue Bürgermeister in Eberswalde umzugehen haben. Zusammen mit den gesellschaftlichen Problemen, die mit der Corona-Pandemie zutage getreten sind, wird es keine leichte Aufgabe und es braucht an der Spitze der Stadt einen Menschen, der überparteilich agieren und zusammenführen kann. Jemand der Verwaltungserfahrung hat und der Kontakt in die Umlandgemeinden besitzt. Eberswalde braucht die besten Lösungen für die anstehenden Fragen, damit auch das von Ihnen gezeichnete Szenario zu keinem Schreckensszenario mit Blick auf das Jahr 2050 wird.

Ich persönlich sehe eine deutliche Steigerung der Bevölkerungszahlen in Eberswalde auch positiv. Muss es doch für die Attraktivität einer Stadt sprechen, wenn so viele Menschen bereit sind, sich hier an diesem wunderschönen Fleckchen Erde niederzulassen. Dass die Stadt mit deutlich mehr Menschen als heute klarkommen kann, ist unstreitig. Zur Wende 1989 hatte Eberswalde etwa 55.000 Einwohner und damit die höchste Einwohnerzahl seiner Geschichte erreicht.

Wenn wir also davon ausgehen, dass die Bevölkerungsentwicklung nach oben zeigt, müssen wir aus heutiger Sicht alles notwendige tun, um uns auf diese Entwicklung einzustellen. Insofern lohnt es sich die aktuelle  Empirica-Studie (Wohnungsmarkt Expertise Eberswalde 2035) heranzuziehen und Schlüsse aus dieser Studie zu ziehen. Für alles, was wir in Zukunft nämlich entwickeln wollen und müssen, muss eine Entscheidung getroffen werden. Eine Entscheidung gegen eine wachsende Stadt oder für einen weiteren Zuzug, müssen jeweils andere Prozesse in Gang setzen.

Ich persönlich bin für einen Zuzug nach Eberswalde, der aber so erfolgen muss, dass das wir die Strukturen in der Stadt an die Entwicklung in der Lage sind, anzupassen.

An oberster Stelle steht dann die Frage, ob wir uns den Zuzug leisten wollen und wie wir ihn zulassen wollen? Welche Kriterien legen wir an die Entwicklung von Wohnraum an-setzen wir auf Lückenbebauung, erweitern wir Wohngebiete oder ermöglichen wir gänzlich neue Wohn- und Lebensformen? All diese Fragen stehen im engen Zusammenhang mit dem wie wir an dieser Stelle die Klimaschutzbelange berücksichtigen. Als Bürgermeister werde ich mich dafür einsetzen, dass wir bei sämtlichen Bauprojekten den Klimaschutzbelangen die entsprechende Bedeutung beimessen, die es braucht.

Und bei der Infrastruktur, die da ist, müssen wir uns Gedanken über Klimafolgeanpassungsmaßnahmen machen, um zum Beispiel zu erwartende Hitzeperioden oder Wasserknappheit durch das Modell der Schwammstadt bereits heute in den Blick zu nehmen.

Ich bin mir sicher, dass wir auch bei der Frage der Mobilität neue Wege gehen müssen. In meiner bisherigen beruflichen Arbeit, hatte ich hierzu bereits erste richtungsweisende Ansätze auf den Weg gebracht. Diese zu verstetigen, die Angebote auszuweiten und den Menschen somit Möglichkeiten zu geben, Mobilität anders wahrzunehmen, wird eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe werden und einen Prozess brauchen, der uns über viele Jahre begleiten wird. Bestenfalls sind in einem Eberswalde der Zukunft Dinge per Fuß oder auf gut ausgebauten Radwegen oder mit dem ÖPNV zu erledigen. Alles, was dann noch einen Pkw braucht, setzt auf alternative Antriebe oder sogar auf CarSharing-Angebote. Wenn wir diesen Prozess miteinander gehen und uns Stück für Stück voranarbeiten,erübrigt sich irgendwann auch die Diskussion um Parkplätze gegen Bäume. Das finde ich ein schönes Zie.

Liebe Mitglieder des Alnus e.V.: ein Bürgermeister kann nicht für alle Szenarien Lösungen parat haben. Dann wäre er Zauberer.

Was ich aber zusagen kann, ist mich ernsthaft mit den Problemen die Stadt in einem offenen Dialog auseinander zu setzen. Meine Türen stehen deshalb für Sie und alle anderen Bürger:innen offen.

Ich danke Ihnen für das Vertrauen. Bleiben Sie gesund.

Herzliche Grüße

Christian Mehnert

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Thema: Politik

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